Finnen von Sinnen

Von einem, der auszog, eine finnische Frau zu heiraten

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783764503574
Sprache: Deutsch
Seiten: 256 S., 12 s/w Illustr.
Format (H/B/T): 2.5 x 20.3 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Yksi, kaksi, kolme. - Finnland für Anfänger und Liebhaber! Sie leben im hohen Norden. Sie gehen ständig in die Sauna. Haben Millionen Handys und leben mit Milliarden von Mücken. Die Finnen sind ein eigenwilliges und lustiges Völkchen. Wolfram Eilenberger liebt sie. Ganz besonders eine. Deswegen zieht er mit ihr für ein halbes Jahr nach Finnland, um Land, Leute und insbesondere ihre Familie zu erkunden. Das ist 13 Jahre her. Mittlerweile hat er festgestellt: Sie sind wunderbar, aber irgendwie spinnen sie auch, die Finnen. Ihre Sprache kennt fünfzehn Fälle und kein Geschlecht, dafür unterscheidet sie sieben Arten von Schneeregen. Die Finnen sprechen wenig und nur nach langen Denkpausen. Sie sagen niemals 'Ich liebe dich', zeugen aber die intelligentesten Kinder der Welt. Eine finnische Küche gibt es nicht, dafür jede Menge Wodka und traurigen Tango. Sie haben nur fünf Tage Sommer im Jahr, trotzdem besitzt jede finnische Familie mindestens ein Mökki (Sommerhäuschen) am See. Willkommen in Suomi, dem Land der eiskalten Widersprüche! Für alle, die Jan Weiler mögen, aber ihren Urlaub lieber im Norden verbringen.

Autorenportrait

Wolfram Eilenberger ist promovierter Philosoph, Autor mehrerer Bücher und Chefredakteur des Philosophie Magazins. Er ist mit einer Finnin verheiratet, Vater von finnisch-deutschen Zwillingen und hat in Finnland nicht nur studiert, sondern auch in der zweiten Fußballliga gespielt. Er lebt mit seiner Familie in Toronto, Berlin und Koivumäki/Finnland. Derzeit schreibt er an seinem neuen Buch.

Leseprobe

Wie sch?n sie war. Und so gro? Mit ihrem langen r?tlichen Haar, das tief ?ber zarte Schultern fiel - der Leib von einer edlen Bl?e, die aufs Feinste mit dem vollen Rosa ihrer Br?ste harmonierte. Sie stand vor mir, nicht einmal sch?chtern, nur ein wenig ?berrascht, l?elte mich an, fuhr mir durchs Haar und bat mich sanft und liebevoll, ihr doch zu verraten, wo ich das Handtuch versteckt h?e. Es hat seinen guten Grund, diese Geschichte mit meiner Tante Vera zu beginnen. Sie ist die erste Frau, die ich nackt sah. Vor allem aber war es Tante Vera, mit der Finnland in mein Leben trat. Denn bereits kurze Zeit, nachdem sie als zugezogene Studentin der Sozialp?gogik zum ersten Mal in unserem Dachgeschoss geduscht hatte, verlor sie ihr Herz an einen in Scheidung lebenden Oberstudienrat, mit dem sie fortan jeden Sommerurlaub nach Finnland fahren sollte. Elmar, so hie?der Erw?te, trug einen wei?n Rauschebart, war promovierter Chemiker und engagierte sich in der Umweltbewegung - war in den Augen meiner Mutter also ein ?echter Spinner?. Diese erste und, wie ich vermuten muss, entscheidende Finnland-Pr?ng ist nat?rlich alles andere als Zufall. Was das Deutschland der sp?n Siebzigerjahre von Finnland wusste, wusste es von Elmar und den seinen. Freiwillig f?r vier Wochen Dauerregen in einem Haus ohne Strom und flie?nd Wasser auszuharren und daf?r auch noch das Vierfache eines luxuri?sen Mittelmeerurlaubes zu zahlen, das konnten und wollten sich damals nur verbeamtete ?erzeugungst?r leisten - Menschen, denen es ernst war mit der ?kologisch-sozialistischen Alternative. So sa?n Elmar und Vera also eines Abends im August wieder einmal unter unserer Reihenhausmarkise und schw?ten sichtbar ausgeruht von Elchen, Wieseln und Kreuzottern, von Heidelbeerfeldern und Saunag?en, von Pfifferlingen und Plumpsklos, vor allem aber von dieser sagenhaften Stille, die, ja, die meiner Tante Vera zufolge ?einfach nicht zu beschreiben ist?. Sch?chterne Einw?e, all dies lasse sich - von Elchen und Saunag?en einmal abgesehen - doch auch im nahen Schwarzwald erleben, wurden mit Geschichten ?ber das sagenhafte Rovaniemi gekontert, das die beiden nun endlich zur Mitternachtssonne besucht hatten. Es war seinerzeit von den deutschen Truppen sch?lich dem Erdboden gleichgemacht worden, was meinen Vater - bereits betrunken genug, um ganz er selbst sein zu k?nnen - entgegnen lie? ihm scheine es doch wesentlich plausibler anzunehmen, die Lappen h?en die paar H?tten im Suff versehentlich selbst abgefackelt. Ich erinnere mich an diesen Abend deswegen so genau, weil nun ein ernster Streit ausbrach, in dessen hitzigem Verlauf Elmar den Schwur ablegte, nie wieder einen Fu?in unser Haus zu setzen. Das war nat?rlich Unsinn. Elmar h? sich nicht an Schw?re. Elmar kommt immer wieder. Er ist sogar zu unserem Fest gekommen, obwohl weder meine finnische Frau noch ich ihn namentlich eingeladen hatten. Aber was soll's? Er geh?rt nun einmal zur Familie. Das mit dem Streit ist ?brigens die absolute Ausnahme. Im Gegenteil, ob auf Partys, Familienfesten, Vernissagen, Fortbildungsseminaren oder im Zugabteil, das Thema Finnland, glauben Sie es mir, ist der perfekte Gespr?seinstieg, ist der Friedensstifter par excellence, spielt diskurstheoretisch in einer einsamen Liga mit den Beatles und dem Dalai Lama. Politisch neutral, ?kologisch nachhaltig, technologisch f?hrend, p?gogisch vorbildlich, sprachlich kurios, emanzipatorisch wegweisend. Eine ?ffentlich ge?erte Antipathie gegen das Volk der Finnen - in der europ?chen Vorstellungswelt des fr?hen 21. Jahrhunderts ist das gleichbedeutend mit dem Hass auf die Menschheit als solche. Ein erster interessierter Smalltalk leitet Sie gew?hnlich von den tausend Seen ?ber die finnougrische Sprachfamilie zu den verkannten Vorz?gen des Rentiergulaschs. Das erm?glicht dem Connaisseur sogleich Detailabzweigungen zu den f?nfzehn F?en des Finnischen oder aber den einzigartigen Muttergesteinskonstellationen Mittelfinnlands. Fl?ssiger l?t es nat?rl